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Ein Herbstwochenende im Weserbergland
Man soll nicht sagen, soziale Netzwerke seien nur zum "Qutaschmachen" gut. Ich habe über Facebook auch die Idee eines Baumhaushotels kennengelernt - allerdings in Skandinavien: http://www.treehotel.se/
Schnell fand ich über die Suchmaschine auch eine Variante in Deutschland, besser gesagt zwei. Es gibt ein Baumhaushotel im Bayerischen Wald und eines in Niedersachsen, im Weserbergland. Ich sah mir die Webseite vom Baumhaushotel Solling an und war begeistert: http://www.baumhaushotel-solling.de
Da war mir sogleich klar: Hier will ich unbedingt mal hin.
Von der Idee zur Tat
Ich verständigte eine liebe Freundin, weil ich mir gleich dachte, dass so ein Trip auch etwas für ihre zehnjährige Tochter sein könnte. Diese Idee steckte sie sofort an und sie informierte ihrerseits eine liebe Freundin, die ihren neunjährigen Sohn mitnehmen würde. So waren wir schnell zu dritt begeistert und setzten die Idee in die Tat um. Im Oktober sollte unser Wochenende starten. Wir freuten uns sehr darauf und konnten es kaum mehr abwarten.
Ja, is denn schon Oktober?
Endlich war es soweit: das Wochenende vom 12. bis 14. Oktober stand vor der Türe. Pünktlich gegen halb drei reisten wir zusammen gen Weserbergland ab. Laut Navigationsgerät sollte die Fahrt 2,5 Stunden dauern, tatsächlich waren wir aber weit über drei Stunden unterwegs. Das lag daran, dass wir von der A30 bei Bad Oeynhausen auf die A2 wechseln mussten. Die Fahrt durch Bad Oeynhausen zieht sich unendlich lange hin.
Und so ließen die berühmtesten Sätze im Auto nicht lange auf sich warten, wenn man mit Kindern fährt: "Sind wir bald dahaaa?" und "Wie lange dauert's noch?"
Irgendwann waren wir dann auch fast da, aber eben nur fast. Wieder wurde der kindliche 2-Fragen-Katalog in einer Endlosschleife rauf und runter gespult. Doch eine Geheimwaffe haben die Erwachsenen immer im Gepäck und die zieht immer - ohne Ausnahme: Mc Donald's. So machten wir eine Pause in Holzminden bei McDo. Mit ihrer Juniortüte und dem darin enthaltenen Spielzeug vom neuesten Madagskar-Film waren die Fahrstrapazen, die scheinbar nur Kinder spüren, schnell vergessen. Von Holzminden aus war es auch nicht mehr weit. Wir waren schon sehr gespannt.
Unsere Ankunft im Reinhardswald im Naturpark Solling (bei Uslar)
Da es bei unserer Ankunft schon dunkel war, mussten wir mit Taschenlampen "bewaffnet" den Weg vom Parkplatz durch den Wald bis zu unserer Baumhütte zurücklegen. Das funktionierte aber relativ gut. Der Vorderste rief immer Wurzel- und Steinwarnungen nach hinten zu den anderen durch - schon passte jeder auf und niemand fiel hin.
Als wir dann endlich in unserer Hütte waren, empfanden wir sie unisono als total gemütlich: voll aus massivem Holz gebaut, strahlt die Baumhütte eine unglaubliche Behaglichkeit aus. Ringsum ist der dunkle Wald und wir dürfen in warmem Holz verweilen.
Die Hütte ist im Inneren relativ klein aber es passen ein Doppelstockbett und ein Einzelstockbett hinein. Ich entschied mich gleich für das untere Einzelstockbett. Die Aufnahme links entstand vom Balkon aus, der uns im Dunkeln auch als "Waschplatz" diente, zumindest für das abendliche Zähneputzen. Den Schaum mussten wir einfach in den Wald spucken und uns den Mund mit einer Tasse Wasser spülen. Das war ein Trip zurück in die einfache Lebensweise. Hier ein Blick auf meine "Kemenate":
Ich finde diesen Schlafplatz urgemütlich. Die Matratzen waren auch angenehm fest. So ließ es sich darauf wunderbar schlafen. Da ich nicht nur die älteste, sondern auch die schwerste von allen war und mitunter nachts schon mal zur Toilette muss, wollte ich es den anderen nicht zumuten, mir beim Herauf- und Herunterklimmen der Strickleiter zuzuhören. Es reicht schon, wenn ich nachts den umliegenden Wald "absäge". Ich habe den anderen schon gesagt, sie sollen mit Schuhen nach mir werfen, sollte ich zu laut schnarchen. Das hatte aber keiner getan, was nicht den (un-)logischen Schluss zulässt, dass ich nicht geschnarcht habe. Sie waren einfach nur nett zu mir.
Das Frühstück macht den Tag
Wir wussten ja bereits, dass wir in unserem Baunhaus Frühstück serviert bekommen würden. Da es sich im Wald um eine sehr einfache, luxusfreie lebensweise handelt, gingen wir davon aus, dass auch das Frühstück sehr bescheiden ausfallen würde. Was wir allerdings serviert bekamen, ließ uns mehr als nur staunen. Das war kein gewöhnliches Frühstück, das war ein Riesenkorb voller Verwöhnungen - liebevoll hergerichtet und alles superlecker.
Auf dem Weg nach Nordhessen: Der Weser Sky-Walk bei Würgassen
Nach dem fantastischen Frühstück war allgemeines Waschen im naheliegenden Waschhaus angesagt. Ich zog den Bauwagen zum Duschen vor:
Auf den ersten Blick möchte man denken, es handele sich dabei um eine sehr fiese Angelegenheit. Weit gefehlt. Im festen Gebäude gibt es einen großen Toilettenraum, der auch eine Duschkabine enthält. Zähneputzen kann man sich dort am Waschbecken. Hier in dem kleinen Bauwagen hat man alles kompakt zusammen: Dusche und Waschbecken. Nur zur Toilette muss man ins Gebäude. So konnte ich mich dort wunderbar duschen, meine Zähne putzen und mich ungestört von anderen anziehen. Perfekt. Der Bauwagen reichte also auf jeden Fall aus.
Natürlich hatte ich die Zeit auch genutzt, um die Umgebung ein wenig zu fotografieren:
Rock'n Roll is everywhere
Neben dem Waldgelände am Reinhardswald im Naturpark Solling befindet sich auch ein Campingplatz für Lang- und Kurzzeitcamper. Einer der (scheinbar) Langzeitcamper hat eine sehr aussagekräftige Fahne auf seiner Parzelle angebracht, echte Rock'n Roller erkennen sie sofort, die "Pommesgabel". Man muss das Bild nur vergrößern, schon erkennt man es genau.Unsere Baumhütte
Natürlich darf an dieser Stelle nicht das Wichtigste von allem vergessen werden: unsere Baumhütte. Wir hatten die Hütte "Ahletal" gemietet. Hierbei handelt es sich um die größte aller Baumhütten. Sie ist bis zu sechs Personen ausgelegt.
Man geht über die kleine Treppe außen hoch. Direkt links befindet sich die "Toilette", wobei dieser Begriff mehr erwarten lässt als man vorfindet. Es ist eine kleine Campingtoilette ohne Wasserspülung, stattdessen mit Waldstreu. Also, Kleingeschäft hinein, Streu drüberschüppen, fertig. Das saugt sich dann voll. Soll auch nur eine Nottoilette für die Nacht sein. Natürlich gilt für die Kinder immer ein Notfall, obgleich die nicht so oft austreten müssen wie ich. Ich latschte dafür tagsüber immer zum Waldatelier und nutzte die Nottoilette wirklich nur im Notfall des nachts.
Der Weser Sky-Walk - ein Wahninnsausblick!
Nach erfolgreicher Gruppenwäsche und kollektivem "Pipi-Machen" starteten wir dann auch alsbald Richtung Nordhessen. Immerhin wollten wir zur Sababurg, dem wunderschönen Dornröschenschloss an der Deutschen Märchenstraße. Dieses Schloss soll ja die Vorlage für das Grimmsche Märchen gewesen sein. Da sich die Sababurg nur etwa 40 Kilometer von Uslar entfernt befindet, war uns schon vor Abreise klar, dass wir am Samstag dahin fahren würden.
Wir machten uns also auf den Weg und fuhren über Land und kamen durch Wälder, fuhren steil rauf und wieder runter ... sehr abenteuerlich. Plötzlich kam ein Hinweisschild: Weser Sky-Walk. Ich war sehr neugierig und bat, dass wir dort dann anhalten mögen. Das taten wir dann auch, als der entsprechende Parkplatz kam. Wir mussten einen recht steilen aber gut gesicherten Pfad abwärts schreiten. Da sahen wir schon die Aussichtsplattform. Als ich sie betrat verstand ich, warum sie "Sky-Walk" heißt: sie reicht nämlich über den Felsvorsprung hinaus und man blickt nur noch hinab in die Tiefe. Atemberaubend. Mir wurde richtig flauim Magen. Der Ausblick war es mir aber wert.
Wo das Dornröschen schlief - die Sababurg
Um den Kindern etwas bieten zu können, machten wir anderntags einen Ausflug nach Nordhessen zur Sababurg, die auch als "Dornröschenschloss" bekannt ist. In der Tat stellt man sich genau so das Schloss vor, in dem Dornröschen einst seinen 1000jährigen Schlaf hielt, bis es von einem tapferen Prinzen wieder zurück ins Leben geküsst wurde.
Dieses Bild liefert einen Blick auf die gesamte Sababurg vom angrenzenden Tierpark aus:
Wir Erwachsenen hofften, mit diesem Ausflug zur Sababurg bei den Kindern ins Schwarze getroffen zu haben. Ich kündigte den Ausflug auch noch ganz zuversichtlich als etwas total Spannendes an.
Wie wir allerdings so den Burggarten durchwandelten, vorbei kamen an schönen Rosensträuchern, geheimnisvollen Gartenlauben und viel altes Burggemäuer sahen, kam die eine, alles vernichtende Frage: "Wann wird es denn jetzt mal spannend?"
Anscheinend haben Kinder und Erwachsene völlig unterschiedliche Vorstellungen davon, was spannend heißt. Ich kann mich an schönen Anblicken noch erfreuen, Kinder brauchen allerdings permanent Action. Nun gut, ich konnte es jetzt nicht ändern, dass da keine wilden Ritter in ihren Rüstungen um die Ecke stürmten und sich Schaukämpfe lieferten oder dass das Märchen um Dornröschen in irgendeiner Form nachgespielt wurde. Es gab nur den Burggarten - und der war wunderschön. Für die Kiddies offenbar aber langweilig. Und so sanken bei beiden die Mundwinkel zusehends nach unten. Dabei gab es doch so viel Schönes zu sehen, wie nachfolgende Bilder für sich stehend zeigen sollen:
So hatten wir Erwachsenen Spaß, bekamen viel zu sehen, während die Kiddies in Windeseile an all den Schönheiten des Burggartens vorbeirauschten, immer in der Hoffnung, um die nächste Ecke endlich das versprochene "Spannende" zu finden. Sie haben es aber geduldig über sich ergehen lassen und der Besuch im angrenzenden Tierbark entschädigte sie dann für die vorangegangene langweilige Zumutung.
Die Eindrücke im Tierpark Sababurg waren so reichhaltig, dass sich dafür demnächst ein eigener Blogeintrag lohnt. Deshalb schließen ich diesen Eintrag an dieser Stelle und sage "tschüss bis neulich, wa".
Nachtrag: Alle Bilder mit Personenabbildungen sind etwas verpixelt - zum Schutze der abgebildeten Personen. Da hat also nicht die Kamera getreikt, sondern das ist nachträglich so eingefügt worden.
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